Wirtschaftsbericht der Evangelischen Stiftung Alsterdorf 2022
Wesentliche Vorgänge des Geschäftsjahres 2022
Das Jahr 2022 verlief für die Evangelische Stiftung Alsterdorf (ESA) positiv, trotz des weiterhin herausfordernden Umfelds. Die Mitarbeiter*innen haben mit großer Einsatzbereitschaft und sehr flexibel auf die unterschiedlichsten Herausforderungen reagiert. Mit hohem Engagement haben die Mitarbeiter*innen die Umsetzung laufender und neu begonnener Projekte und Vorhaben ermöglicht. Ein vertrauensvolles Miteinander, ein respektvoller und wertschätzender Umgang, Offenheit sowie die Bereitschaft zur ständigen Weiterentwicklung prägten die Arbeit.
Personal
Der insgesamt angespannte Arbeitsmarkt, der zunehmende Mangel an Arbeits- und Fachkräften war auch im Jahr 2022 sehr herausfordernd. Die Besetzung offener Stellen gestaltet sich immer schwieriger. Die Stärkung der Arbeitgebermarke ESA war und ist daher weiterhin ein zentrales Thema. Im Fokus stehen dabei vor allem der Auf- und Ausbau der diakonischen Unternehmenskultur, die Förderung der Chancengleichheit, die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Gesundheitsförderung sowie die Personalgewinnung und -bindung. Gezielte interne und externe Maßnahmen zur Personalgewinnung und -bindung sowie zur Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität wurden (weiter-)entwickelt und ergriffen:
- Das Projekt ESA-PM.digital wurde wie geplant im Jahr 2022 fortgeführt. Wesentlicher Projektinhalt ist die Modernisierung der bestehenden personalwirtschaftlichen IT-Systeme, insbesondere des Entgeltabrechnungssystems. Der Bereich Personal soll entsprechend den veränderten Anforderungen zu einer effektiveren Steuerungs- und Dienstleistungsfunktion im ESA-Unternehmensverbund weiterentwickelt werden.
Die Umstellung der Entgeltabrechnung erfolgt voraussichtlich im 2. Halbjahr 2023. Prozesse rund um das Bewerber*innenmanagement, die digitale Personalakte und Mitarbeiter*innen/Management-Portale sollen ebenfalls im Jahr 2023 modernisiert werden, ebenso die Personalplanungs- und Controllingtools.
Kommunikation
- Die neue interne Kommunikationsplattform „myESA“ wurde im Oktober 2021 stiftungsweit eingeführt. Mit myESA sollen Kommunikation und Vernetzung verbessert, der bereichs- und standortübergreifende Wissenstransfer und Informationsaustausch von Mitarbeiter*innen ausgebaut und die Zusammenarbeit der Mitarbeiter*innen vereinfacht werden. Im Jahr 2022 wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die nachhaltige User-Akzeptanz und Nutzung zu verbessern und myESA weiter in Richtung eines digitalen Arbeits- und Kommunikationsmediums zu entwickeln.
- Die bisherigen Aktivitäten im Bereich Social Media wurden weiter ausgebaut. Ziel ist dabei u. a., die Arbeit der ESA der breiten Öffentlichkeit bekannter zu machen und sich als attraktive Arbeitgeberin zu positionieren, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Inhalt und Gestaltung wurden den unterschiedlichen Social-Media-Kanälen (z. B. Instagram, Facebook, LinkedIn) und den dort erreichbaren Zielgruppen angepasst, um eine größtmögliche Wirkung zu erzielen.
IT und Digitalisierung
Der ESA-Unternehmensverbund hat seinen Kurs der Modernisierung fortgesetzt und es wurde weiter in den Ausbau der digitalen Infrastruktur investiert. Im Fokus dabei stehen eine verbesserte Teilhabe, mehr Inklusion sowie bessere medizinische Versorgung und Bildung. Neben diesen Zielen kommen komplexe regulatorische Vorgaben sowie hohe Anforderungen an die IT-Sicherheit und -Infrastruktur hinzu.
- Im Jahr 2022 wurde die zehn Jahre alte IT-Infrastruktur in den Bereichen „Standortvernetzung, Netzwerk und Telefonie“ unter Berücksichtigung aktueller Datenschutz- und Informationsstandards modernisiert sowie zukunftsfähig und sicherer gestaltet.
- Ebenfalls wurde im Oktober 2022 mit dem Austausch der IT-Hardware (moderne PCs, Notebooks, ThinClients) begonnen.
Eingliederungshilfe
Mit der Reformierung der Eingliederungshilfe durch das Bundesteilhabegesetz (BTHG) soll die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen im Sinne von mehr Teilhabe und Selbstbestimmung verbessert werden. Die vollständige Umsetzung konnte im Jahr 2022 noch nicht abgeschlossen werden. Das BTHG schreitet mit seiner 3. Reformstufe in den einzelnen Bundesländern weiterhin in unterschiedlichen Schritten und Geschwindigkeiten voran. In den Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein wurden im Rahmen der BTHG-Einführung im Jahr 2020 bis 2022 Leistungsvereinbarungen geschlossen, die lediglich Übergangslösungen darstellen. Die Ampelkoalition auf Bundesebene machte im Koalitionsvertrag deutlich, dass sie eine zügige Umsetzung des BTHG anstrebt.
Die für die Jahre 2019–2023 abgeschlossene Folgevereinbarung zum Trägerbudget mit der Sozialbehörde bildet einen stabilen Rahmen für die Geschäftstätigkeit der Assistenzgesellschaften der ESA und der alsterarbeit: Damit ist die weitere sozialräumlich orientierte und quartiersbezogene Entwicklung abgesichert und die Grundlage gegeben, für Menschen mit unterschiedlichen Unterstützungsbedarfen neue und innovative Strukturen sozialer Dienstleistungen zu schaffen. Ziel dieser Folgevereinbarung ist es, die in den vergangenen Jahren entwickelten Ansätze weiter zu vertiefen und neue Projekte umzusetzen, um die Teilhabe von Menschen mit Unterstützungsbedarf zu stärken.
Seit Mitte 2022 laufen bilaterale und trägerübergreifende Sondierungsgespräche mit der Sozialbehörde zum Abschluss einer Folgevereinbarung zum Trägerbudget für den Zeitraum 2024 bis 2028. Ein Abschluss soll Mitte 2023 vorliegen.
- Das Thema Sozialraumentwicklung hat für den Unternehmensverbund der ESA eine besonders hohe strategische Relevanz. Ziel ist es, tragfähige und langfristig effektive Lösungen zu finden, persönliche Ressourcen, Quartierspotenziale und professionelle Dienstleistungen neu zu verknüpfen. Unterstützt werden u. a. die trägerübergreifende Weiterentwicklung sozialraumorientierter Eingliederungshilfe, die Weiterentwicklung inklusiver Quartiersstrukturen sowie der Ausbau von Schulungen, Trainings und Beratung zur Sozialraumorientierung.
- Das Projekt Unterstützte Kommunikation (UK) wurde im Jahr 2022 weiter fortgeführt. Ziel des Projektes ist es, ein stiftungsweites Konzept für UK zu entwickeln und zu verankern, welches die gesellschaftliche Teilhabe von UK-Nutzer*innen aller Altersstufen nachhaltig verbessert. Mithilfe von UK sollen Menschen mit einer Kommunikationsbeeinträchtigung eine erhebliche Verbesserung ihrer Verständigungsmöglichkeiten und damit ihrer Lebensqualität erreichen. Auf diese Weise sollen Selbstbestimmung und Partizipation ermöglicht werden.
- Das sozialraumorientierte Modellprojekt QplusAlter ist ein bereichsübergreifendes Angebot: Das Evangelische Krankenhaus Alsterdorf (EKA) sowie die Bereiche Sozialraumorientierung und Eingliederungshilfe der ESA entwickeln und erarbeiten zusammen Ansätze, älteren Menschen mit Unterstützungsbedarf zu ermöglichen, weiterhin möglichst selbstständig in ihrem vertrauten Umfeld leben zu können. In der ersten Förderphase war die SKala-Initiative von Susanne Klatten maßgeblich beteiligt zusammen mit der NORDMETALL-Stiftung, der Karin und Walter Blüchert Gedächtnisstiftung und der HOMANN-Stiftung. Seit 2022 fördert zusätzlich das Deutsche Hilfswerk das Modellprojekt. Mit breiter Unterstützung durch Politik, Sozialbehörde und Bezirksamt, Kirche und Diakonie, Akteuren im Quartier, Wohnungsbauunternehmen sowie Kranken- und Pflegekassen wird das Projekt fortgesetzt. Ab 2023 ist die Erprobung der QplusAlter-Systematik in der Regelstruktur im Rahmen eines Pflegestützpunktes in Kooperation mit der Sozialbehörde, dem Bezirksamt Altona und der Techniker Krankenkasse geplant.
- Als neue Maßnahme ist im Jahr 2022 JobMe gestartet. Es ist das bundesweit erste Angebot der ambulanten beruflichen Rehabilitation speziell für Menschen mit Epilepsie und chronischen Anfallsleiden. Entwickelt wurde es von der alsterarbeit und dem Hamburger Epilepsie-Zentrum des EKA. JobMe schlägt die Brücke zwischen medizinischer Versorgung und beruflicher Rehabilitation. Menschen mit Epilepsie werden darin unterstützt, ein möglichst selbstständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen.
Medizin
Die allgemeine finanzielle Lage der Krankenhäuser bleibt weiterhin schwierig. Neben den „Nachwehen“ der Coronapandemie haben steigende Energie-, Personal- und sonstige Sachkosten die Gesundheitsbranche und die Krankenhausträger wesentlich beeinflusst. Gleichzeitig nehmen die regulatorischen Eingriffe durch den Gesetzgeber zu, ebenso der bürokratische Aufwand infolge neuer gesetzlicher Vorgaben (wie z. B. für die Einführung von Strukturprüfungen). Die größten Herausforderungen ergeben sich aus den bereits bekannten bzw. geplanten gesetzlichen Neuerungen. Im Dezember 2022 hat die „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ Vorschläge für eine grundlegende Reform der Krankenhausplanung vorgelegt. Was das für das EKA und die Heinrich Sengelmann Kliniken (HSK) bedeuten wird, ist aktuell nicht absehbar. Bis zur Sommerpause 2023 soll die Bund-Länder-Gruppe zur Krankenhausreform einen Referentenentwurf vorlegen.
- Im September 2022 hat das EKA für den Qualitätsvertrag den MSD-Gesundheitspreis entgegengenommen. Damit werden herausragende Gesundheitslösungen geehrt, die die Versorgung von Patient*innen verbessern. Das Konzept des Qualitätsvertrags umfasst neben einem optimierten Aufnahme- und Entlassungsmanagement sowie der Sicherstellung einer lückenlosen Anschlussversorgung eine Vielzahl von Maßnahmen während des Krankenhausaufenthalts.
- Das Sengelmann Institut für Medizin und Inklusion hat im Jahr 2022 ein neues Behandlungsangebot entwickelt: Ab Oktober 2022 wurde das Angebot „Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung“ umgesetzt.
- Gesundheit ist ein wichtiger Aspekt von Inklusion und gesellschaftlicher Teilhabe. Der Zugang zum Gesundheitssystem ist jedoch noch nicht barrierefrei, Menschen mit Behinderungen erleben in der medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Versorgung viele Hürden, wie bspw. mangelnde räumliche Barrierefreiheit und Hindernisse in der Kommunikation. Vor diesem Hintergrund setzt sich die ESA für eine inklusive Gesundheitsförderung und medizinische Versorgung ein. Im Jahr 2022 hat die ESA die Initiative „Gesundheit für alle – jetzt!“ gestartet. Die Initiative soll dazu beitragen, das Bewusstsein für das Thema zu schärfen und gemeinsam mit starken Kooperationspartnern das Gesundheitssystem inklusiver zu machen.
Bildung
Der Bildungsbereich konnte erstmals seit Pandemiebeginn den Regelbetrieb ohne Einschränkungen wieder aufnehmen. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur bei den Schulstandorten wurde auch im Jahr 2022 weiter vorangetrieben. Auf Grundlage des „Digitalpakts Schule“ investierte der Bildungsbereich in IT-Infrastruktur und -Ausstattung für Schüler*innen und Lehrkräfte. Auch für die Folgejahre sind weitere Investitionen für den digitalen Ausbau der Schulen geplant.
Aufgrund der erhöhten Nachfrage im Schuljahr 2022/23 wurde eine neue Oberstufenklasse errichtet. Wachstum bei den Schüler*innenzahlen und die Erhöhung der Refinanzierungssätze bei den allgemeinbildenden Schulen und im Kita-Bereich wirkten sich positiv auf die Entwicklung des Bereichs aus.
Wesentliche Bau- und Investitionsmaßnahmen 2022
Das Objekt Alsterdorfer Markt 7 („Haus Michelfelder“) wurde für die neue Nutzung als „Kompetenzzentrum für ein barrierefreies Hamburg“ umgebaut. Die Fertigstellung und Übergabe an die Mieter*innen erfolgten im April 2022.
Ebenso wurden im April 2022 die Arbeiten zur Instandsetzung und Umgestaltung der Stiftungskirche St. Nicolaus nebst Erstellung eines Lern- und Gedenkortes (LGO) für die Opfer der Euthanasie abgeschlossen.
In der Heidlohstraße 65 in Hamburg-Schnelsen wurden die 39 öffentlich geförderten Wohnungen weitergebaut, die im Rahmen eines inklusiven Quartiers sowohl an Klient*innen wie auch an berechtigte Mieter*innen vermietet werden sollen. Die Fertigstellung und Übergabe erfolgte im April 2023.
In Bargfeld-Stegen wurde auf dem Gut Stegen der Bau einer neuen Tagesförderung sowie weiterer elf Wohnungen für Klient*innen begonnen. Das Gebäude soll im Jahr 2023 fertiggestellt werden.
In Kiel wurden die Arbeiten am Van der Camer-Haus in der Hasseer Straße 22 fortgesetzt. Es handelt sich dabei um eine umfassende Sanierung des Objektes im bewohnten Zustand. Insofern wird hier mit einer Bauzeit über 2024 hinaus gerechnet.
Im Jahr 2022 startete die Bebauung einer rd. 10.000 m2 großen Teilfläche des ESA-Geländes – das sogenannte Koops-Quartier. Hier werden 90 Wohnungen gebaut. Davon sind 45 Wohnungen öffentlich gefördert und 27 Wohnungen frei finanziert. Weiterhin wird eine Wohnung im Rahmen besonderer Wohnformen erstellt und 17 Wohnungen an eine Baugemeinschaft vermietet. Die Fertigstellung ist für Mitte 2024 geplant.
Weiterhin wurden im Berichtsjahr die Planungen zum Projekt „Straße der Inklusion“ vorangetrieben. Das Projekt umfasst die Sanierung von sechs teilweise denkmalgeschützten Gebäuden rund um die Stiftungskirche St. Nicolaus. Die Gebäude bilden gemeinsam die mittlerweile über 150-jährige Geschichte der ehemals Alsterdorfer Anstalten und heutigen ESA gut ab. Sie zeigen exemplarisch, wie sich jeweils in ihrer Zeit das Verständnis und der Umgang mit Menschen mit Behinderung darstellten und veränderten.
Im Bereich theravitalis Alsterdorf wurde bis zum April 2022 die Physiotherapiepraxis umgebaut. Die Umbaumaßnahmen standen im Zusammenhang mit dem vorgesehenen Erweiterungsbau der Kita in Alsterdorf (Karl-Witte-Haus), der nahezu eine Verdoppelung der Kapazitäten der Kita ermöglichen wird. Die Fertigstellung des Erweiterungsbaus ist für 2023 geplant.
Im Jahr 2019 wurde in Abstimmung mit der Sozialbehörde der Stadt Hamburg ein Erweiterungsbau (Psychiatrie, Geriatrie, Epilepsie-Diagnostik)für das EKA genehmigt. Im Januar 2020 erhielt das EKA eine Fördermittelzusage von der Stadt Hamburg in Höhe von rd. 47 Mio. €. Nach vorbereitenden Maßnahmen im Jahr 2020 wurde 2021 mit dem Bau begonnen. Die Fertigstellung ist Ende 2023, die Aufnahme und Behandlung von Patient*innen ist ab Januar 2024 geplant. Die Erweiterung ist eine optimale Unterstützung für die zukünftige Gewährleistung des besonderen Versorgungsauftrags des EKA für Hamburg. Mit Fertigstellung des Neubaus wird das EKA über neue, attraktive Räume und die Möglichkeit eines Leistungszuwachses in der Psychiatrie und Neurologie verfügen.
Leistungsentwicklung und Jahresergebnis
Das Jahr 2022 war in vielerlei Hinsicht ein anspruchsvolles Jahr: Gestiegene Unsicherheiten durch den im Februar 2022 begonnenen Krieg in der Ukraine, gestiegene Energiekosten, weitere inflationsbedingte Kostensteigerungen, Personalengpässe, der zunehmende Arbeits- und Fachkräftemangel, Störungen in den Lieferketten sowie „Nachwehen“ der Coronapandemie bestimmten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der ESA. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen zeichnete sich 2022 eine moderate Erholung in den operativen Geschäftstätigkeiten ab. Die Erlössituation hat sich in allen Geschäftsbereichen im Vergleich zum Vorjahr verbessert: Steigerungen bei den Leistungsentgelten, Refinanzierungssätzen und Zuwendungen, höhere Auslastungen, höhere Werkstatterlöse, gestiegene laufende Leistungserbringung sowie Ausbau neuer Leistungsangebote erhöhten die Umsatzerlöse um 28,3 Mio. € auf 346,3 Mio. €.
Die übrigen Betriebserträge erhöhten sich um 5,3 Mio. € auf 22,4 Mio. €. Der Anstieg resultiert primär aus höheren Erträgen aus Investitionszuschüssen und betrifft insbesondere Fördermittel aus dem Krankenhausstrukturfonds für Digitalisierungsprojekte. Korrespondierend erhöhten sich die Aufwendungen aus der Zuführung zu Sonderposten/Verbindlichkeiten.
Der Personalaufwand erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 15,1 Mio. € auf 235,1 Mio. €. Der Anstieg ist insbesondere auf die gestiegene Anzahl der Mitarbeiter*innen von 6.651 auf 6.748 sowie Tarif- und Stufensteigerungen zurückzuführen.
Vermehrte Inanspruchnahme von Zeitarbeitskräften infolge hoher Krankenstände und des Arbeits- und Fachkräftemangels, die Modernisierung der IT-Infrastruktur, Digitalisierungsaktivitäten zur Verbesserung der Geschäftsprozesse, höhere Aufwendungen für Wartung und Instandhaltung sowie gestiegene Aufwendungen im Fördermittelbereich führten im Vergleich zum Vorjahr zu höheren Sachkosten (131,5 Mio. €, +12,2 Mio. €).
Bei einer Gesamtleistung von 368,7 Mio. € und Aufwendungen von insgesamt 366,7 Mio. € erzielte der ESA-Unternehmensverbund ein Jahresergebnis in Höhe von rd. 1.989 T€, nach 309 T€ im Vorjahr.
Finanz- und Vermögenslage
Zum Bilanzstichtag 31.12.2022 erhöhte sich die Bilanzsumme um rd. 20,8 Mio. € auf 319,1 Mio. €.
Die Investitionen in immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen beliefen sich im Jahr 2022 auf rd. 32,2 Mio. €. Die Investitionen entfielen zum Großteil auf Anlagen im Bau, die die Planungs- und Baukosten für die laufenden Neubau- bzw. Sanierungsprojekte – wie zuvor erläutert – enthalten. Weitere Investitionen betrafen Investitionen in Einrichtung und Ausstattung, vorrangig in die EDV-Ausstattung und die IT-Systeme. Die im Jahr 2022 getätigten Investitionen wurden aus Fördermitteln, Spenden, Kreditaufnahmen sowie aus Eigenmitteln finanziert. Das Anlagevermögen hatte zum Bilanzstichtag einen Anteil von 69 % am Gesamtvermögen (Vj.: 67 %), der Anlagendeckungsgrad lag bei rd. 87 % (Vj.: 88 %).
Die Zunahme des Eigenkapitals um 1,9 Mio. € auf 54,0 Mio. € ergibt sich im Wesentlichen aus dem Jahresergebnis 2022. Die Eigenkapitalquote lag mit rd. 17 % etwa auf Vorjahresniveau. Unter Berücksichtigung des Sonderpostens ergibt sich eine Eigenkapitalquote von rd. 42 % (Vj.: 40 %), bedingt durch den Anstieg des Sonderpostens aus Fördermitteln nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz KHG (u. a. Einzelfördermittel für den Neubau der Psychiatrie im EKA).
Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten erhöhten sich durch Kreditaufnahmen in Verbindung mit Neubau- und Sanierungsprojekten, denen geringere planmäßige Tilgungen und Sondertilgungen gegenüberstehen, auf 63,5 Mio. € (+3,2 Mio. €). Die flüssigen Mittel in Form von Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten sind gegenüber dem Vorjahresstichtag um rd. 5,1 Mio. € auf 33,7 Mio. € angestiegen.
Die Vermögens- und Kapitalstruktur ist insgesamt als stabil zu bezeichnen. Durch ein angemessenes Finanzmanagement und eine zentrale Liquiditätssteuerung stehen weiterhin ausreichend liquide Mittel zur Erfüllung des operativen und strategischen Finanzbedarfs des ESA-Unternehmensverbunds zur Verfügung. Durch eine gezielte Liquiditätssteuerung soll eine zuverlässige und dauerhafte Liquiditätsversorgung gewährleistet werden.
Ausblick 2023
Die Entwicklung der Sozial- und Gesundheitswirtschaft wird hauptsächlich bestimmt durch die demografische Entwicklung, Gesetzesänderungen und, damit verbunden, sich verändernde Rahmenbedingungen in der Leistungserbringung und -finanzierung. Die Sicherstellung einer hohen Leistungs- und Betreuungsqualität gewinnt zunehmend an Bedeutung. Aufgrund der demografischen und gesellschaftlichen Entwicklung ist anzunehmen, dass die sozialen Dienstleistungen des ESA-Unternehmensverbunds weiterhin in Anspruch genommen und die Nachfrage darüber hinaus zunehmen wird. Daher wird kontinuierlich in den Erhalt der für die Angebote der ESA notwendigen Gebäude, die Schaffung inklusiver Wohn- und Betreuungsangebote für Menschen mit Assistenzbedarf, den Ausbau bedarfsorientierter medizinischer Angebote sowie in die Entwicklung fachlich innovativer Konzepte investiert. Auf diese Weise sichert die ESA ihre Leistungsfähigkeit für die Zukunft. Dabei wird Entwicklung der Länderfinanzen, insbesondere in Hamburg und Schleswig-Holstein, einen zunehmenden Einfluss auf die Refinanzierungsmöglichkeiten der Leistungsangebote des ESA-Unternehmensverbunds haben.
Ebenfalls werden die Umsetzungen bundespolitischer Maßnahmen, wie beispielsweise durch das BTHG oder die regulatorischen Eingriffe durch den Gesetzgeber im Krankenhaussektor (wie beispielsweise durch die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung oder das MDK-Reformgesetz), die Arbeit der ESA auch im Jahr 2023 beeinflussen. Der anhaltende Kostendruck, die sich häufig ändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie die zunehmende Bürokratisierung stellen auch 2023 hohe Anforderungen an alle Mitarbeiter*innen im ESA-Unternehmensverbund und fordern Flexibilität und Kreativität.
Der insgesamt angespannte Arbeitsmarkt und der zunehmende Mangel an Arbeits- und Fachkräften kommen erschwerend hinzu, die für die Erbringung der Dienstleistungen der ESA erforderlich sind. Die Besetzung offener Stellen gestaltet sich immer schwieriger. Daher wird die Stärkung der Arbeitgebermarke ESA auch im Jahr 2023 ein zentrales Thema sein.
Gleichzeitig bestimmen hohe Unsicherheiten den Ausblick angesichts des weiteren Verlaufs des Ukrainekrieges und die damit verbundenen ökonomischen Folgen. Die mit dem Krieg im Zusammenhang stehenden wirtschaftlichen Entwicklungen werden die ESA-Gruppe (un-)mittelbar beeinflussen. Die Auswirkungen spiegeln sich insbesondere in steigenden Energiepreisen (abgemildert durch die gesetzlichen Strom- und Gaspreisbremsen), Lieferengpässen und einer anhaltend hohen Inflation sowie Zinserhöhungen wider.
Darüber hinaus werden erneut Themenschwerpunkte wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und neue Formen der Zusammenarbeit das Jahr 2023 prägen. So soll bspw. die Website alsterdorf.de neu aufgesetzt werden. Auch werden die bisherigen Aktivitäten auf den unterschiedlichen Social-Media-Kanälen(z. B. Instagram, Facebook, LinkedIn) weiter ausgebaut. Ziel ist es dabei, u. a. die Arbeit der ESA der breiten Öffentlichkeit bekannter zu machen und sich als attraktive Arbeitgeberin sowie moderne soziale Dienstleisterin zu positionieren.
Der Fachbereich Q8-Sozialraumorientierung soll weiterhin als Treiberin für Sozialraumorientierung und Innovationen fungieren – innerhalb des Stiftungsverbundes, trägerübergreifend und vor Ort in den Quartieren. Auch wird das Projekt „Unterstützte Kommunikation“ im Jahr 2023 weiter fortgeführt.
Insgesamt wird eine positive Entwicklung der ESA-Leistungsbereiche erwartet.
Download des Wirtschaftsberichtes 2022 mit der Bilanz als pdf-Dokument.